Dienstag, 17. Februar 2009

Winterliches Berlin

17.01.2009
Nachdem es fast 2 Tage immer wieder leicht geschneit hat, liegt nun eine geschlossen Schneedecke auf der Bundeshauptstadt. Strahlender Sonnenschein lädt ein zu einem Spaziergang. Ich bin diesem Ruf gefolgt. Neben den zahlreichen Lichtreflexionen, die durch die Sonneneinstrahlung auf Schnee mein Auge erreichen, schätze ich besonders die akustisch dämpfende Wirkung des Schnees. Die Umweltgeräusche der Autos scheinen um mindestens 10 Dezibel abgesenkt zu sein. Herrlich. Die Sonne scheint wärmend auf mein Gesicht. Ich ziehe vorbei am Hauptbahnhof, Kanzleramt, laufe diagonal über die schneebedeckte Wiese am Reichstag mit Kurs auf das Brandenburger Tor , um dann im Café der Akademie der Künste einen Kaffee zu mir zu nehmen, eine Rechnung zu erstellen, diese dann online zu verschicken und schlussendlich diesen Blog zu verfassen und ebenfalls direkt nach Vollendung direkt online zu stellen.
Schöne neue Welt. Alles wirkt wie reingewaschen, mein Auge nimmt die Dinge durch die klare Schneeluft geläutert wahr.

Donnerstag, 29. Januar 2009

Back to work

30.01.2009
Wieder im Löwenpalais, der zweite Abend in Folge mit Pascale Hugues und ihrer Buchvorstellung. Da ich heute viel geschlafen habe und eben noch im Kieser Training war, bin ich gut energetisiert. Ausserdem ist mein Selbstvertrauen durch das gestern gekaufte Rosskastanienshampoo gestärkt, da mein langes Haar nicht mehr ganz so ungepflegt aussieht.
Soweit zu meiner Eitelkeit. Hier ist die Stimmung gut und es wird, wie gestern Zanderfilet, Sauerkraut und Kartoffelpüree geben. Heute werde ich einmal versuchen etwas von dem Kartoffelpüree zu bekommen. Hat mir gestern doch gefehlt. Ich sitze hier im Foyer und lass meinen Blick schweifen. Über der Löwenpalais Lounge Theke ist mit Hand in schlechter Schrift
geschrieben "No Money...no art drinks!" . Das art ist durchgestrichen.

Zwischen den Watzmännern

30.01.2009
Hier sitze ich nun an meinem Tisch. Hinter mir hängt ein Ölbild vom Watzmann mit Berchtesgaden im Vordergrund. Vor mir steht an der gegenüberliegenden Wand angelehnt ein Ölbild, das den Watzmann von einer höherliegenden Alm zeigt.
Das Berchtesgadener Land, ein Idyll. Die Gegend in der der ehemalige Reichskanzler seinen Berghof angesiedelt hatte. Mein Grossonkel, Parteimitglied der SPD, der nie seine grossdeutsche Neigung überwinden konnte, gab mir einige Bilder. Und nun ich, als Erbe dieser Bilder, obwohl er noch nicht gestorben ist. Sozusagen aus warmer Hand. Der Schatten der Geschichte reicht weit. Nun also auch konkret in meine Wohnung hinein. Objektgewordene Sehnsuchtsgradmesser in Form von zwei Ölbildern. Projektionsfläche der eigenen ungestillten Sehnsucht nach Heimat. Angesiedelt zwischen Berghöfen und Kleinstadt, in der die Kirche das Ortsbild dominiert. Und immer wieder kommt mir der Gedanke in den Sinn, den Schöpfer mehr zu loben, als seine Schöpfung. Darin besteht die Befreiung im Tale, des von zwei Watzmännern temporär umrahmten Wohnzimmers in Berlin Tiergarten. Dem Ruf des Berges nicht folgen, ganz im Gegensatz zum Titel des von Wolfgang Ambros 1974 entstandenen Konzeptalbums `Der Watzmann ruft`. Gelassen bleiben in Anbetracht der noch einzuordnenden Geschichtsaltlasten. Vertrauen auf die Stimme des Herrn Jesus Christus in der Zeit der Krisenanbeter, Marktschreier und Heilsversprecher.

Mittwoch, 28. Januar 2009

Pascale Hugues

27.01.2009
19.00 Uhr
Das Löwenpalais in der Königsalle in Berlin ist hell erleuchtet.
Pascale Hugues stellt ihr Buch `Marthe und Mathilde` - eine Familie zwischen Frankreich und Deutschland vor. Die Tageszeitung `Der Tagesspiegel` ist der Gastgeber. Eingangs spielte ich eine halbe Stunde Programm. Ich eröffnete mit `Lullaby of birdland` von Eroll Garner, gefolgt von der Cole Orter Nummer `Love for Sale` . Dann setzte ich mit Erik Saties ersten 2 Gymnopédien einen ruhigeren Akzent.
Darauf folgte eine swingende Variation über `Bei mir beste scheen`, übergehend in `I love Paris`.
Abschliessend spielte ich eine jazzrockige Variante von `Halleluja`, das mit einem grossangelegten Finale zum Interview überleitete.

Nach der Buchvorstellung und Lesung gab es ein elsässisches Gericht: Zander mit Kartoffelpüree und Sauerkraut. Das werde ich jetzt essen.

Ich habe gegessen. Leider nur halbwarmes Zanderfilet, mit Sauerkraut ohne Kartoffelpüree, mit einer Kuchengabel gereicht. Liebevolle Behandlung fühlt sich anders an. Dafür hatte ich nach dem Essen eine nette Unterhaltung mit Johanna Weber, die sich zu mir an den Tisch setzte. Eine Politwissenschaftsstudentin, die die Kasse an diesem Abend macht und darüber hinaus einen Job beim Tagesspiegel hat.
Sie bekam Püree und ein ordentliches Besteck. Sie erzählte, das sie kein Sauerkraut mehr essen mag, da sie als Kind einmal einen Nagel verschluckt hatte. Nach einem Arztbesuch musste sie der Anordnung des Arztes Folge leisten und solange Sauerkraut essen , bis der Nagel wieder hinten rauskommt. Dies hat sie befolgt und der Erfolg liess nicht auf sich warten. Nach drei Tagen kam der Nagel raus. Sie war vom Nagel und von der Sauerkrautkur befreit, allerdings wohl auch für ihr Leben lang von dem Bedürfnis Sauerkraut zu essen. Auf meine Frage hin, waum sie denn den Nagel verschluckt habe, antwortete sie mit mit nicht zu unterdrückender Bewunderung für ihren Vater, der handwerklich sehr begabt sei, er habe immer beim Nageln einige Nägel zwischen den Lippen gehabt, das hat sie nachgemacht. Dabei hat sie dann einen Nagel in den Mund genommen und verschluckt. Eine schöne Geschichte.

Dienstag, 27. Januar 2009

Mozart hat Geburtstag

27.01.2009
Es gibt immer wieder Tage im Leben, die in besonderer Erinnerung bleiben werden.
Heute wird für mich so ein Tag sein. Eine gewisse Epoche findet ihr Ende. Ich bin eingeladen in die Wohnung von Möllers. Ich kann mir zwei Bilder aus Trier abholen. Die Steipe und St. Gangolf von meinem Elternhaus aus gemalt. Interessant wer und was in den letzten Tagen alles seinen Weg zu mir findet. Nun sind Möllers wirklich auf dem besten Wege sich aus Berlin zu verabschieden. Die Ferienwohnung in Prerow an der Ostsee ist renoviert und bezogen. Eine zweite Wohnung angemietet um das Mobilar unterzustellen.

Nachtrag 27.01.2009

Es ist nicht bei den 2 Bildern geblieben. Dazu kamen noch 2 Öl Watzmänner, eine colorierte Radierung von der Trierer Mariensäule, eine Radierung vom Krahnenufer und ein sehr schönes Bild von meiner Uroma, väterlicherseits aus Trier.
Es sieht ganz so aus, als ob ihre Tochter Tante Hildegard, die Lette-Fotoschul- Absolventin seinerzeit das Foto gemacht hat. Es ist von einer ausserordentlich, zeitlos, guten Qualität. Die zwei Watzmänner regten mich gestern an via Internet in das Berchtesgadener Bergland einzutauchen. Natürlich landete ich auch bei Hitlers Berghof am Obersalzberg und vielen Fotos aus damaliger und heutiger Zeit. Erstaunlich was das angetretene Erbe der Bilder alles in mir bewegt. Geschichtsschau wird nötig, um die noch nicht erarbeitete Informationen in mein Geschichtsbild zu integrieren. Spannend.

Sonntag, 25. Januar 2009

Beileid

25.01.2009
Es war ein Sonntag, wie viele Sonntage vorher. Doch eine Nachricht veränderte meine Stimmung unvorhergesehen. Es war die Nachricht vom Tode Deiner Mutter auf meiner Mailbox.
Deiner Stimme abzuhören war Deine innere Bewegtheit und Trauer. Es fiel Dir hörbar nicht leicht, mich um den Dienst zu bitten, bei der Beerdigung die Orgel zu spielen. Unser letztes Treffen war die Taufe Deines Kindes. Nun also das nächste Treffen. Leider kein fröhlicher Anlass.
Es wird ein Trauergottesdienst werden in der Kapelle unweit Deines Elternhauses, die von den Händen Deines Grossvaters gebaut worden ist. Welch eine persönliche Verbindung mit der Kirche.
Welch eine Aufrichtigkeit in der Annahme der Tradition der eigenen Familie. Damals als Du noch mit Deiner Frau in Berlin wohntest, besprachen wir einige Male Deine Pläne, Dein Elternhaus zu erhalten, es auszubauen und zu renovieren. Jetzt Jahre später hast Du dies alles erfolgreich umgesetzt und wohnst jetzt dort mit Frau und Kind. Du nahmst die Pflege Deiner Mutter auf Dich und warst ihr zur Seite in der Zeit ihrer schweren Krankheit. Jetzt wird es heissen Abschied nehmen von Einem geliebten Menschen. Möge Gott euch in dieser Zeit der Trauer, Trost spenden.

Samstag, 24. Januar 2009

24.09.2009
Dies ist der Beginn eines neuen Lebensabschnitts. Ich schreibe mein Online Buch. Diese Dateien werden nur noch online geschrieben und zu lesen sein. So es jemand interessieren wird, werde ich daraus ein Buch machen.
Während ich diese Zeilen schreibe, schaue ich der Sendung "Wetten Dass" mit Thomas Gottschalk zu. Gerade wird eine Wette ausgespielt, in der zwei Tierpfleger am Duft die Scheisse von Zootieren zu erraten haben. Nur am Duft. Unglaublich, das im öffentlich, rechtlichen Fernsehen. Gerade wird an einem Klumpen Flusspferdscheisse gerochen. Ein neuer Tabubruch. Die öffentliche Ekelgrenze wird einer harten Prüfung unterzogen. Um es zu toppen muss der Wettkandidat an einer bräunlichen Masse riechen. Er steckt seinen rechten Zeigefinger in die Masse und probiert davon. Es ekelt alle. Natürlich ist es nur Mousse au chocolat. Er tituliert es als Scheisse von einer Giraffe mit Durchfall. Unbeschreiblich ekelhaft.
Eigentlich geht es in der ganzen Sendung mehr um das Ausbalancieren des neuen Verhältnisses von Deutschland und Amerika, als um die Unterhaltung des deutschen Fernsehpublikums. Das am Schluss, nach der Scheisse-Riech-Wette der Sänger Seal in Erscheinung tritt, der farbige Sänger und Mann von Claudia Schiffer verzerrt das ganze Spektakel ins schier unerträgliche. Ganz am Schluss läuft noch eine schwule Prinzengarde ein mit Namen `Rosa Funken`. Armes Deutschland.

Warum sind Sänger oft kräftig, oder dick? Sänger sind orale Menschen. Den ganzen Tag geben sie etwas heraus. Es ist verständlich, das sie sich dann abends etwas zurückholen wollen. Sänger sind emotionale Menschen. Sie geben viel von ihrer
Emotionalität an das Publikum im Konzert. Dort bejubelt, nach dem Konzert gelobt, endet der Abend dann oft in der Einsamkeit eines Hotelzimmers. Die besseren Sänger landen in besseren Hotels, dort gibt es 24 Stunden Room Service.
Das ist dann der Moment, indem die Sänger dem Essen anheim fallen. Spätes Essen zu später Stunde. Dadurch nehmen sie zu. Essen oft auch als Ersatzbefriedigung während der zu durchlebenden Einsamkeit des Hotelzimmers. Der Opernsänger braucht seine Korpulenz als Resonanzraum und seine körperlich empfundene Schwere für den Stimmsitz.

Ich bin ein organisierter Mensch, ich kann nicht unter Druck arbeiten. Wenn ich die Zeit und die Ruhe habe, meine Arbeit mit Sorgalt und Gewissenhaftigkeit durchzuführen, dann bin ich zu grossen Leistungen fähig. Alles was mich in meinem Umfeld stört und nervös macht, hindert mich daran mein Bestes zu geben. Mir Zeit und Ruhe zuzugestehen für meine Arbeit ist wohl eine der wichtigsten Lektionen meines Lebens für die nächsten Jahre. Shake, shake, skake...shake the devil off.
Mein Weg wird steil und hart sein, doch blühende Felder warten auf mich. Dort gehe ich hin um meine Ruhe zu finden.